Musica Sacra Saxoniae - Stiftung Dresden
Italienreise 2012

Konzert- & Pilgerreise der Dresdner Kapellknaben nach Italien


Eine beeindruckende Reise unserer Kapellknaben nach Mittelitalien und Rom im Juli 2012 klingt bei allen Teilnehmern heute noch nach. Begleitet wurden die Knaben unter anderem von unserem Bischof em. Joachim Reinelt. Ein besonderes spirituelles Ereignis war das gemeinsame Gebet des Angelus mit dem Heiligen Vater in Castel Gandolfo. Über den Verlauf der Reise hatten wir unsere Websitenbesucher bereits online informiert. Eine komplette, von unserer Stiftung initiierte Dokumentation auf deutsch und italienisch finden Sie hier!

Montag, 02.07.2012

Eine erste Vorhut, die Vertreter der Stiftung, sind in Manoppello angekommen und beginnen mit den letzten organisatorischen Vorbereitungen der Konzert-Wallfahrt der Dresdner Kapellknaben vor Ort.

Dienstag, 03.07.2012

Inzwischen sind auch der Koch, Herr P., und Gregor in Manoppello eingetroffen und beginnen mit den Vorbereitung im Quartier, der kommunalen Schule, machen sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut, erkunden die Einkaufsmöglichkeiten usw.

Mittwoch, 04.07.2012

In aller Herrgottsfrühe ging es per Bus von Dresden nach Berlin. Nebel und Wolken bestimmten die Fahrt in den Sonnenaufgang.
Einchecken in Tegel: Massenandrang und Massenabfertigung. Flug mit Air-Berlin: Imbiss-Wahl zwischen folienverpacktem Süßgebäck oder labberiger Butterbrezel. Wohl dem, der noch etwas vom Lunchpaket aus dem KKI oder von zu Hause hatte.
Die Landung in Rom war pünktlich, aber das lange Warten aufs Gepäck nervig. Beim Verlassen des klimatisierten Flughafens stand die Sommerluft wie eine Wand.
Der richtige Bus war recht schnell gefunden. Schnell begriffen Konzertfahrt-Neulinge, dass jeder für sich Verantwortung trägt um den Anschluss an die Gruppe nicht zu verlieren, aber dass genau das auch ohne dauerndes Durchzählen und reglementierendes Eingreifen unglaublich reibungsarm und erstaunlich perfekt funktioniert. Weiterfahrt eine halbe Runde um Rom - der Flughafen liegt westlich von Rom, Richtung Meer, unser Ziel, die Abruzzen, im Osten. Der Zielort, Manoppello, ist runde 230 km entfernt. Glücklicherweise ist das den wenigsten im Bus bewusst.
Unterwegs gibt es Wasser und Croissants, in Manoppello wartet ein Imbiss mit kaltem Wasser und Tee sowie Schinkensandwichs, die Herr P. und Gregor bereits vorbereitet hatten.
Quartierbezug.
Die Turnhalle hat genügend Platz für alle Luftmatratzen, in den Lehrerzimmern Platz für die Betreuer vor Ort, die anderen erwachsenen Begleiter haben eine gemeinsame Ferienwohnung in der Nähe des Santuarios.
Nach Quartierbelegung und Siesta fuhr der Bus halb Sechs hinauf zum Santuario di Volto Santo, etwa 25 Gehminuten vom Quartier in der Schule entfernt.
Die Wallfahrtskirche beherbergt das "Heilige Tuch", ein etwa zwanzig Zentimeter im Quadrat großes Muschelseidetuch zeigt im Licht das Angesicht, das für alle Christusdarstellungen der bildenden Kunst das Vorbild ist.
Nach einer kurzen Einsingeprobe feierten wir mit unserem Bischof eine Heilige Messe, die der Chor musikalisch gestaltete. Die wenigen, mehr zufälligen Besucher waren begeistert vom Chor, der neben Messgesängen und Motetten auch spontan das ortseigene Wallfahrtslied zum "Heiligen Tuch" gesungen hat.
Nach dem Gottesdienst, den die Kapellknaben mit einem "Locus iste" in Würdigung des besonderen Ortes abrundeten, ging es zum gemeinsamen Abendessen zu Lu Gattone. Dort gab es leckere Pasta für alle, bevor der Bus die Jungen ins Gemeinschaftsquartier zurück brachte.

Donnerstag, 05.07.2012

Nach einer heißen Nacht in der Turnhalle oder auf ausgewählten Plätzen von Schulhof oder Sportplatz hat das von Herrn P. gezauberte leckere Frühstück besonders gut geschmeckt.
Dann ging es im Bus zur Bischofsstadt Chieti.
Dort konnten wir die schöne Kathedrale besichtigen. Wie vor dem gemeinsamen Frühstück wurde auch hier an die Anliegen erinnert, die aus den Gemeinden und Familien mit auf die Fahrt genommen worden waren. Spontan haben die Kapellknaben drei Motetten gesungen und so auch die wunderbare Akustik der Kirche erfahren.
In der Unterkirche besichtigten die Kapellknaben noch die Reliquien des St. Giustino di Chieti. Gemeinsam ging es dann in die Altstadt.
Bevor es in den Gruppen auf Entdeckertour durch das von engen, malerischen Gassen mit typischen Backsteinhäusern geprägte Städtchen ging, kosteten die Jungen noch vom berühmten italienischen Eis.
Auf dem Weg nach Lanciano machte der Bus Station in einem großen Einkaufszentrum, nicht etwa wegen der Möglichkeit des gemeinsamen Shoppings, sondern weil auf der Imbissebene ein Pizzabäcker seinen Stand hat, der für den Chor einen großen Stapel Riesenpizzen backte.
So gestärkt war die Fahrt nach Lanciano gut zu überstehen, auch wenn die Hitze des Tages deutlich sichtbare Spuren hinterlassen hatte.
Ziel in Lanciano war das Santuario ("Heiligtum"), die Kirche, in der an das Hostienwunder aus dem 8. Jahrhundert erinnert wird.
Kurzfristig wurde dort das Programm umgestellt. Statt eine weitere Stunde zu warten und die allabendliche Gemeindemesse zu gestalten, feierten die Kapellknaben mit Ihrem Bischof eine gemeinsame Heilige Messe in einer Kapelle hinter dem Hochaltar, durch ein Fenster mit der in einer Art Monstranz ausgestellten Reliquie verbunden.
Diese intensive Feier hatte wiederum drei Höhepunkte.
Zum einen waren es die Bitten aus dem Anliegenbuch, die die Kapellknaben an diesem besonderen geweihten Ort vor Gott getragen haben. Dabei beten die Kapellknaben nicht nur allgemein in den mitgebrachten Anliegen, sondern ausgewählte Bitten werden in den Formulierungen vorgetragen, wie sie dem Chor mitgegeben worden sind.
Zum zweiten waren es die einprägsamen Worte des Bischofs, der den Kapellknaben ganz direkt eine Brücke vom Ort zu ihrer Fahrt und zu ihrem Auftrag baute.
Und natürlich war es der Gesang des Chores, der hier, so ganz ohne "Publikum", direkt als eine besondere - besonders schöne und besonders intensive - Form des Gebetes empfunden wurde.
Nach der Messe ging es heim nach Manoppello ins Quartier, wo uns Herr P. mit  einem leckeren Abendbrot erwartete. Höhepunkt hier war ein gehaltvoller Nudelsalat und Mozzarella mit den unglaublich intensiv schmeckenden italienischen Tomaten.
Da während der Rückfahrt ein mächtiges Gewitter niedergegangen war - den warmen Sommerregen hatten einige Jungs als willkommene Ergänzung für die knapp bemessenen Duschmöglichkeiten genutzt - hatte sich die Luft spürbar abgekühlt und so war eine weniger heiße Nacht zu erwarten.

Freitag, 06.07.2012

Heute steht auf dem Programm der Konzert-Wallfahrt San Giovanni Rotondo, also der in Italien wie Franziskus verehrte Padre Pio.
Er war ein Mönch, der 1968 im Anschein der Heiligkeit verstarb. Fünfzig Jahre trug er die "Stigmata", also die Wundmale Jesu, zahlreiche Wunderheilungen werden ihm zugesprochen, die Fähigkeit der Bilokalität, also an zwei Orten gleichzeitig zu sein, wird von mehreren Zeugen bestätigt.
Er war ein großer Beter und legendär war seine Fähigkeit, beim Hören der Heiligen Beichte dem Büßer in die Seele zu blicken und ihm zu helfen, zu einer echten Versöhnung mit Gott zu kommen.
Neben der kleinen Kirche, zu der zu seinen Lebzeiten viele Gläubige pilgerten, um mit ihm die Messe zu feiern, um bei ihm zu beichten und mit ihren körperlichen wie seelischen Gebrechen Heilung zu finden. errichteten er und seine Klosterbrüder ein Krankenhaus, in dem die Menschen ganzheitlich behandelt und geheilt werden sollten.
Nach seinem Tod ließ die Anziehungskraft Padre Pios nicht nach, sondern wuchs noch. Johannes Paul II, der schon als junger Priester bei Padre Pio gebeichtet hatte und ihn auch als Kardinal besuchte, betete an seinem Grab um die Heilung einer krebskranken befreundeten Familienmutter und wurde erhört, auch Mutter Teresa betete an Pios Grab.
Als die größere Wallfahrtskirche Santa Maria delle Grazie nicht mehr ausreichte, errichteten die Ordensbrüder eine regelrechte Wallfahrtsstadt.
Das Krankenhaus wurde zu einem riesigen Komplex mit inzwischen mehr als 1000 Mitarbeitern ausgebaut, an die beiden historischen Marienkirchen schließt sich nun ein Platz für Freiluftgottesdienste an, der etwa 35 000 Menschen Platz bietet. Hier fließt ein künstlicher "Jordan" durch zwölf Becken. Unter der neuerbauten Pilgerkirche hindurch mündet er im begehbaren Taufbecken an der Vorderseite der 2004 geweihten Basilika.
Vierzig zum Teil mehr als 200 Jahre alte Olivenbäume ergänzen den Gottesdienstplatz, dessen Altar an einem riesigen Bogenfenster anschließt, auf dessen anderer Seite die Padre Pio geweihte Pilgerkirche steht. Mit 6500 Sitzplätzen und entsprechenden Stehplätzen erreicht sie fast die Platzkapazität des Petersdoms.
Die Fahrt nach San Giovanni Rotondo, wiederum etwa 200 km, meistenteils an der Adria-Küste entlang Richtung Süden, dauerte mehr als drei Stunden und war besonders anstrengend, weil nach einer ersten Pause plötzlich die Klimaanlage ausfiel und innerhalb von Minuten die Temperatur im Bus von knapp 20 auf fast 40 Grad anstieg, so dass wir erneut zum Stop gezwungen waren. Glücklicherweise ließen sich die Probleme beheben, so dass es nach 20 Minuten Zwangspause, doch wieder erträglich temperiert, weiterging.
Wir waren früh zeitig gestartet und kamen dennoch recht knapp in dem Wallfahrtsort mitten im "Sporn" des "Italienischen Stiefels" an. Mit der liturgischen Kleidung unterm Arm bei brennender Sonne ging es zu Fuß auf den Wallfahrtsberg, hinein in die riesige neue Kirche. Während sich der Domkapellmeister mit der für italienische Verhältnisse großen und vielseitigen Orgel vertraut machte, zogen sich die Jungen ihre Gewänder an.
11.30 Uhr war Heilige Messe, vom ortsansässigen 84jährigen Bischof emeritus und "unserem" Bischof gemeinsam zelebriert.
Die Kapellknaben gestalteten mit lateinischen Messgesängen und mehreren lateinischen Motetten den italienischen Gottesdienst, zu dem sich geschätzt fünf-sechshundert Gläubige - die in der riesigen Kirche dennoch recht verloren wirkten - versammelten. Zum Abschluss erklang mit "Jauchzet dem Herrn alle Welt" die ausdrücklich gewünschte deutsche Motette. Dann ließ der Domkapellmeister die Orgel in all ihrer Pracht und Fülle erklingen, wie es hier wahrscheinlich noch nie zu hören war. Doch auch der Chorgesang fand allgemein Anerkennung und Bewunderung, die ortsansässigen Kirchendiener bescheinigten, dass seit der Weihe der Kirche im Jahr 2004 noch nie ein Chor dieser Qualität hier gesungen habe.
Als die beiden Bischöfe nach dem Gottesdienst die Sakristei verließen, haben die Kapellknaben mit Griegs "Ave Maris Stella" nochmals die Herzen der Zuhörer bewegt.
Notenmappen und Liturgische Gewänder unterm Arm ging es wieder in der prallen Sonne den Kirchberg hinab zu einem Hotel, wo das Gepäck im wartenden Bus verstaut wurde und dann im gekühlten Keller das Mittagessen serviert wurde.
Es gab zunächst Nudeln in Tomatensoße, dann Salat mit gebratenen Würstchen und schließlich Wassermelone. Dazu Aqua minerale naturale et frizzante, Cola und für die Begleiter einen leichten Rot- oder Weißwein.
Derart gestärkt konnten alle wieder hinaufsteigen auf den Berg von San Giovanni Rotondo, um die Wallfahrtsorte in historischer  Reihenfolge zu besuchen.
Die deutschsprachige Führerin vor Ort, Frau Wagensommer, fand die rechten Worte und ein gutes Maß, den jungen Sängern und den interessierten Begleitern die Geschichte und Bedeutung der einzelnen Orte zu erklären und nahe zu bringen.
An der Wirkungsstätte des Padre Pio, dort, wo in Wände füllenden Regalen die Fürbittbriefe eines Jahres an Pio gesammelt sind, wurde wiederum aus dem Anliegenbuch eine ausgewählte Bitte vorgetragen und für dieses und all die mitgebrachten und unausgesprochenen Gebetsanliegen ein Vaterunser gesprochen, das auf Anregung unseres Bischofs noch durch ein "Gegrüßet seist du Maria" ergänzt wurde.
Besonders beeindruckend war sicher der am Schluss des Rundgangs gelegene Besuch der Grabeskapelle von Padre Pio. Die mit prachtvollen Mosaiken und viel Blattgold gestaltete Unterkirche hat eine beeindruckende Wirkung, die sicher nur verständlich ist, wenn man sie nicht als Ehrung des inzwischen heiliggesprochenen Padre Pio begreift, sondern als einen Ort, der, wie Padre Pio, einen Zugang zur Verehrung Gottes eröffnen will.
Wieder im Quartier erwartete die Kapellknaben noch ein Höhepunkt.
Herr P., der Koch des Chores und Lu Gattone, der ortsansässige Wirt, hatten gemeinsam ein schier unglaubliches BBQ organisiert. Auf den im Schulhof unter Pinien voller laut singender Zikaden waren Tische und Stühle platziert, verschiedene Limonaden, frische Salate und eine vorzügliche Currysoße waren der schmackhafte Rahmen für Unmengen an Lammspießen und kräftig gewürzten Bratwürsten, die Lu Gattore (deutsch: der große Kater) ein omnipräsentes Original von Manoppello, zum Festmahl beisteuerten.
Einen weiteren Höhepunkt des Abends, der gleichzeitig der Abschiedsabend für unseren Bischof war, steuerte der Männerchor der Kapellknaben bei: mit dem "Zauber der spanischen Nächte" eröffneten sie den Dank an den Bischof, den dieser ebenso herzlich erwiderte. Mit einem eindrucksvollen mehrstimmigen Satz von "Wer nur den lieben Gott lässt walten" wurde der bewegende gegenseitige Dank abgerundet.
Für die Jungs war dann noch immer nicht Schluss, die Turnhalle entfaltete den ganzen Reiz des "Massenquartiers" indem gemeinsam gesungen und gefeiert wurde, von "Laurenzia" bis "Eins, zwei, drei ins faule Ei" wurden alle Hits bemüht und, auch wenn der Autor es nicht selbst erlebt hat, so wurde ihm doch berichtet, dass alle mit Begeisterung dabei waren.

Sonnabend, 07.07.2012

Am Sonnabend stand „nur“ Loreto auf dem Programm der Dresdner Kapellknaben.

Daher konnten die Jungen und ihre Begleiter etwas länger schlafen und hatten, nach einem wie immer leckeren Frühstück mit Ciabatta-Brötchen, am Vormittag etwas Zeit, die malerischen Gassen von Manoppello auf eigene Faust zu erkunden.

Zum Mittag servierte Herr P. frisch gebratene Putenschnitzel und Pellkartoffeln, anschließend startete der Bus in Richtung Loreto.

Wieder ging es nach Osten bis an die Küste, diesmal aber nicht in südlicher Richtung, sondern nördlich, etwa 170 km immer am Meer entlang, zur mit herrlichem Blick über Meer und Stadt gelegenen Wallfahrtsstätte.

Die Wallfahrtskirche beherbergt einen großen Marmorschrein, in dessen Innerem das „Haus der Heiligen Familie aus Nazareth“ steht und begangen werden kann. Das Haus kam bereits zu Zeiten von Helena und Konstantin nach Loreto und stammt nachweislich aus der Zeit und der Gegend, in der die Heilige Familie gelebt hat.

Seit die „Engel“, die Kaufmannsfamilie di Angelo, das Haus nach Loreto brachten, sind unzählige Gläubige hierher gepilgert, haben sich dem historischen Ort, der Geschichte und ihrer Bedeutung für die Heilsgeschichte zugewendet und so Heilung an Leib und Seele erfahren.

Die Kapellknaben bekamen einen kleinen Eindruck von der besonderen Form dieses Glaubensvollzugs. Kurz bevor sie sich zum Umziehen und Einsingen trafen, zog eine Prozession von Behinderten, in Rollstühlen gefahren, gestützt und begleitet von uniformierten Krankenschwestern und Pflegern, auf den Vorplatz der Wallfahrtsbasilika. Anschließend wurden sie mit dem Allerheiligsten, das unter einem Baldachin auf der Prozession mitgeführt wurde, gesegnet.

18.30 Uhr begann der Gottesdienst, den die Kapellknaben musikalisch gestalteten. Es war ein Bischofsgottesdienst, in den die Firmung von 17 jungen Gläubigen integriert war.

Dass man für diese Anzahl Firmungen nur die Zeit eines „Dextera Domini“ braucht, war für die Dresdner ebenso unbegreiflich wie die Tatsache, dass Gloria und Sanctus nicht gesungen, auch nicht von ihnen gesungen werden sollten, sondern gebetet wurden.

Bereits nach der Eröffnungsmotette sagte der Bischof an die „Ragazzi di Dresda“ gewandt: „Herzliche Dank für die beautiful – die wunderschöne Gesang!“

Die Dresdner Kapellknaben gaben davon noch einiges zum Besten, zur Kommunion war sogar Zeit für zwei Motetten, neben dem „Ubi caritas“ erklang „Os justi“ und viele Gottesdienstbesucher staunten mit sprichwörtlich offenem Mund über die eindrucksvolle und klangschöne Interpretation der Texte.

Dass das zum Ausgang gesungene „Ave maris stella“ dann etwas unterging, weil viele Firmlinge und ihre Familien nach dem Auszug keine Geduld mehr hatten und, sich laut unterhaltend, aufstanden und zum Ausgang zogen, spielte fast keine Rolle, denn eine Gruppe fotografierende und applaudierende „Fans“ lagerten sich um das ausziehbare Chorpodest gleich neben dem Hauptaltar, von wo aus die Kapellknaben gesungen haben.

Anschließend pilgerten die Kapellknaben nochmals durch den Wallfahrtsbezirk zum Bus, wo sie sich aus von Herrn P. liebevoll gepackten Lunchpaketen stärkten, bevor der Bus sie zurück nach Manoppello brachte.

Die ausgelassene Stimmung im Bus beruhigte sich zunehmend und bald lagen fast alle Jungen in Morpheus Armen.

Dieser „Vorratsschlaf“ war gut und wichtig, denn die bevorstehende Nacht sollte kurz und der nächste Tag anstrengend werden.

Sonntag, 08.07.2012

Am Sonntag standen mit Castel Gandolfo und Rom die Orte auf dem Programm der Konzertwallfahrt, an die katholische Pilger im Sommer zuerst denken.

In der kleinen Festung östlich von Rom verbringt der Papst den Sommer, im Juli hat er Urlaub und es gibt eigentlich keine offiziellen Termine.

Für die Kapellknaben war es überaus spannend, dennoch nach Castel Gandolfo (ca. 200 km von Manoppello) zu reisen in der Hoffnung, irgendwie in die Nähe des Papstes zu kommen.

Wie die Dresdner hatten auch andere Gläubige („nur“ etwa 4000) ihre Hoffnung auf das Angelusgebet des Papstes gesetzt, für das der Innenhof des päpstlichen Palastes geöffnet wird.

Die Kapellknaben konnten nach intensiven Verhandlungen von Herrn Zimmer als eine der ersten Gruppen bereits gegen 11.00 Uhr den Hof betreten. Da hatten sie schon eine Stunde auf dem Vorplatz gewartet, die Busabfahrt war kurz nach sieben gewesen, Frühstück und Wecken dementsprechend noch eher.

Aber all das hat sich gelohnt, wie man auf dem hier zu sehenden Link deutlich miterleben kann. Geradezu gerührt lauschte der Papst dem Gesang der Kapellknaben, dankte ihnen unmittelbar danach und erwähnte sie auch noch einmal nach dem Angelusgebet, als er die verschiedenen Pilgergruppen in den jeweiligen Sprachen begrüßte.

Ein Kapellknabe berichtet:

Heute stand das Angelus-Gebet beim Papst an. In aller Frühe mussten wir aufstehen und waren alle sehr verschlafen und noch müde von der Nacht. Es gab ein gutes kurzes Frühstück und dann, nach dem alles sehr langsam im Bus war, fuhren wir müde, aber mit sehr viel Spannung und Vorfreude, Richtung Rom.

Als wir aus dem Bus ausstiegen dachten wir erst mal: “Oh Gott“. Da wir alle lange Hosen an hatten und der Bus schön gekühlt war, kam es uns nun unerträglich vor. Wir liefen gespannt auf das Castel zu. Auf dem großen Platz vor dem Tor zum eigentlichen Papstpalast wussten wir erst einmal nicht so recht, was jetzt los war. Wir reihten uns bei den Wartenden ein. Dann ging es plötzlich wieder zurück. Nun warteten wir im Schatten gegenüber der Pforte. Dort sangen wir zwei Motetten. Uns hörte zwar kaum einer zu, aber das störte uns nicht.

Dann kam der Aufruf, dass wir nun, an der Warteschlange vorbei, durch ein großes Tor gehen sollten. Viele von uns fragten sich, was da drin sein sollte, weil wir dachten der Papst kommt auf den Großen Platz.

Als wir drin waren wussten war dann aber alles klar. In dem Innenhof, in dem wir uns nun befanden, sollte alles passieren. Wir standen direkt gegenüber dem Balkon, aus dem eine Fahne hing: Klar, da würde der Papst stehen. Gleich neben „unserer“ Ecke war eine große Videowand. Wir waren zwar fast die ersten auf dem Hof und hatten so die besten Plätze, mussten nun aber noch über eine Stunde warten, bis es los ging. Das war etwas langweilig und obwohl der Hof überdacht und schattig war, war es doch ganz schön warm. Der ganze Hof füllte sich mit Leuten, es summte vor Anspannung, die sich langsam auch auf uns übertrug, denn wir würden ja bald vor dem Papst singen.

Als es soweit war viel die Anspannung plötzlich ab und wir konnten in Ruhe singen. Es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht und wir hatten ein tolles Erlebnis.

http://www.kathtube.com/player.php?id=27826

In der "Sächsischen Zeitung" vom Mittwoch fand sich ein Artikel nach einem Text von JDS:

Ragazzi di Dresda
Mit einem Papstbesuch am zurückliegenden Sonntag erreichte die Konzertfahrt der Dresdner Kapellknaben nach Mittelitalien einen beeindruckenden Höhepunkt.
Eigentlich hat der Papst Ferien, die er in Castel Gandolfo, seiner Sommerresidenz östlich von Rom verbringt. Die Dresdner Kapellknaben haben dennoch für ihn gesungen, und der Papst bedankte sich, sichtlich gerührt, bei den „Ragazzi di Dresda“ für den wunderschönen Gesang. Der Knabenchor der Dresdner Kathedrale ist seit dem letzten Mittwoch in Italien auf Tour. Ausgangspunkt für mehrere prominenente Wallfahrtsorte, in denen sie Gottesdienste musikalisch gestalten und Konzerte singen, ist Manoppello. Von dort aus waren sie bereits in Chieti, Lanciano und San Giovanni Rotondo. Der Kantor der dortigen riesigen Wallfahrtskirche zeigte sich vom Chor begeistert: „Seit der Weihe des Gotteshauses 2004 hat man hier noch keinen Chor dieser Qualität gehört!“ In der Wallfahrtskirche von Loreto gestalteten sie einen Firmgottesdienst mit lateinischen Messgesängen und Motetten aus dem reichhaltigen Konzertprogramm mit a capella Gesängen aus drei Jahrhunderten. Der die Messe zelebrierende Bischof bedankte sich für den Gesang in deutscher Sprache. Am Abend nach dem Papstbesuch sangen die Dresdner Kapellknaben noch ein Konzert in der deutschen Gemeinde von Rom. Am Montag war „Badetag“, bei den extremen Temperaturen (in Castel Gandolfo zeigte das Thermometer 45°C) ein wichtiger Zwischenstopp, bevor die Tour, u.A. mit Konzert im römischen Pantheon und Messgestaltung im Petersdom weitergeht. Am Donnerstag gegen Mitternacht wird der Knabenchor in Dresden zurück erwartet. Am Samstag ist das traditionelle Abschlusskonzert im Bischöflichen Ordinariat, am Sonntag noch ein Kathedraldienst, dann verabschieden sich die „Ragazzi“ in die Sommerferien.

100_3845.jpg

100_3838.jpg

Montag, 09.07.2012

Montag war Badetag!
Fast jeden Tag auf ihrer Konzertwallfahrt waren die Dresdner Kapellknaben am Meer entlang gefahren, hatten die schöne blaue Adria gesehen und ab und an auch Strände und braungebrannte Badende.
Nun sollten sie selber die Möglichkeit eines "erfrischenden Bades" bekommen.
Dass bei etwa fünfundzwanzig Grad Wassertemperatur und einem Strand so heiß, dass man freiwillig den Schatten sucht, ein Badetag anders abläuft als an der heimischen Ostsee, hatten auch die, die bislang noch keine Erfahrung dieser Art hatten, schnell begriffen.
Herr Zimmer und Frau Lange hatten ein organisatorisches Meisterstück geliefert. Während die Kapellknaben in Loreto waren, sind sie die Küste von Pescara ab in Richtung Süden gefahren, bis sie genau das gefunden hatten, was für so einen Badetag nötig ist:

Ein kleines Stück Strand, wenig frequentiert, aber ausreichend für fünfzig Jungen mit ihren Begleitern, genügend Schattenplätzen, bequem mit dem Bus zu erreichen aber auch mit einer Parkmöglichkeit für den Bus, mit einem Restaurant in der Nähe, dass in der Lage ist, die gesamte Mannschaft mit einem finanzierbaren Mittagessen zu versorgen und dazu ein Hafen in der Nähe, wo sich die beiden „Skipper“ im Tross – Herr Zimmer und der Domkapellmeister – je ein schnittiges Boot leihen können, um den Jungs zusätzlich zum Badespaß eine besondere Möglichkeit der Unterhaltung zu bieten.

Genau das haben die beiden gefunden und so hatte der Tag schöne Erlebnisse, coole Bootstouren und viel Spaß für alle parat.

Vollgetankt mit Freude und Sonne – für manche dann doch ein ganz klein wenig zu viel – kehrten die Jungen nach Manoppello zurück, wo sie am Abend in der kleinen Altstadtkirche, die dem Heiligen Nikolaus geweiht ist, nochmals eine Heilige Messe gestalteten. Padre Domenico legte großen Wert darauf, den Gottesdienst nicht nur mit, sondern auch für die Kapellknaben zu gestalten. So wurden Lesung und Evangelium auf Deutsch und Italienisch vorgetragen und Schwester Petra, die mit ihrer Orts- und Sprachkenntnis sich immer wieder als „guter Geist“ erwiesen hatte, übersetzte seine Predigt simultan. Auch die Geste, die nichtkatholischen Jungen beim Kommuniongang zu segnen, hatte er sich von unserem Bischof übernommen und gerne angewendet, nicht ohne seine Gemeinde auf ihren Sinn und ihre Bedeutung hinzuweisen.

Mit ihrem Gesang in der gut gefüllten Kirche haben die Jungen den Gottesdienstbesuchern eine große Freude gemacht. In einer kurzen Ansprache erklärte er seiner Gemeinde, wie sehr er sich freue, dass in Italien, wo die Musik erfunden ist und Meister wie Palestrina gewirkt haben, nun ein deutscher Chor diese Tradition „zurückbringt“. Wie viele Italiener kannte er Dresden nur von den Berichten über die Zerstörung im 2.Weltkrieg und nun bekäme er einen neuen, so schönen und positiven Eindruck.

Eine bessere Werbung konnte der Chor kaum für sich machen, und das im Programm nicht vorgesehene Konzert am morgigen Tag im Santuario Volto Santo war beschlossene Sache.

Dienstag, 10.07.2012

Zu jeder richtigen Wallfahrt gehört ein Pilgerweg. Der gemeinsame Fußweg der Kapellknaben stand am Dienstag auf dem Programm ihrer Reise. Allerdings pilgerten sie nicht im eigentlichen Sinn, sondern begaben sich auf eher touristische Wege.

Mit dem Bus wurden sie, durch die malerische Landschaft der Abruzzen, zwischen dem Meer und der in der Ferne zu sehenden Hafenstadt Pescara und den höchsten Bergen der Appenninen,  westlich der Fahrtroute konnte man den Gran Sasso sehen, ins Naturschutzgebiet Maiella gefahren.

Hier ging es, begleitet durch zwei Führer, hinein in ein ausladendes Hochgebirgstal, an steilen Hängen entlang hinunter bis zum Grund der Schlucht, wo ein Bach mit eiskaltem klaren Gebirgswasser zu einer ersten Pause einlud.

Dann ging es am Bach entlang immer weiter im Tal. Manchmal schlängelte sich der Pfad durch geradezu tropisch anmutende Vegetation, dann wieder verengte sich das Tal zu einer schmalen Klamm, dann wieder weitete sich der Bach und schien zum Baden einladen zu wollen.

Nach etwa vier Stunden abwechslungsreicher Wanderung ging es wieder steil den Abhang hinauf, dahin, wo eine Betonbrücke in kühnem Bogen das Tal überspannte. Hier erwarteten die Kapellknaben den Bus, der sie wieder nach Manoppello fuhr.

Am Abend fand dann im Santuario Volto Santo das am Vortag zusätzlich verabredete Konzert statt, bei dem die Kapellknaben besonders mit ihrer intensiven Gestaltung des „Pater noster“ und der eindrucksvollen modernen Komposition des „Ave Maria“ ihre Zuhörer beeindruckten.

Nach dem Konzert, das mit stürmischem Applaus und einer ergriffenen Ansprache von Pater Domenico endete, fanden sich die Kapellknaben mit ihm vor der Kirche zu einer Gruppenaufnahme, bei der die Jungen ihre Andenken-Geschenke und der Pater gerührt seine vom Domkapellmeister signierte Kapellknaben-CD präsentierten.

Herr P. hatte den Wandertag genutzt, ein vorzügliches Abendbrot mit Kartoffelsalat und frischen Bouletten vorzubereiten, das die Jungen auf einer zum Wallfahrtsgelände gehörenden Picknick-Area genossen.

Hier klang der Abend aus, die Männerstimmen hatten die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Ausgang in Lu Gattones Pizzeria, während Gregor mit dem KKI-Bus Shuttle-Dienste fuhr, um die Jungen in kleinen Gruppen vom Wallfahrtsbezirk zur Quartierschule zu fahren.

Mittwoch, 11.07.2012

Am "Romtag" der Kapellknaben hieß es früh aufstehen, denn der Bus rechnete mit Berufsverkehr in Rom und wir waren 11.00 Uhr im Pantheon avisiert.
Die knapp zweihundert Kilometer zwischen Manoppello und der Ewigen Stadt durch die beeindruckende Gebirgslandschaft der Abruzzen mit unglaublichen Autobahnbrücken und langen Tunneln, mit malerisch an die Berghänge gebauten alten Städtchen und Castells, sind für die Jungs mittlerweile fast zur Routine geworden.

Wie erwartet wurde es knapp und vom Busparkplatz am Tiber ging es strammen Schrittes ins Pantheon, die riesige Rundkirche mit dem gewaltigen "Loch" in der Decke.

Direkt vor dem Altar stehen ein paar Bänke, durch das Rund der Kirche schieben sich ständig Touristenströme.
Als die Kapellknaben mit Singen begannen, füllten sich die Bankreihen im Nu mit Zuhörern und sobald sich jemand entschloss, seine Besichtigungstour fortzusetzen, standen schon neue Sitzplatzanwärter bereit.
So hatten die Jungen für ihr Programm von etwa 40 Minuten ständig 250-300 "sitzende" Zuhörer, die sich sozusagen abwechselten. Darüber hinaus hörten viele vorbeiziehende Besucher im Stehen für ein, zwei Motetten zu.
Don Antonio, der uns diesen Auftritt ermöglicht hatte, freute sich sehr am Gesang der Jungen und hatte mehrsprachige Handzettel vorbereitet, die von den Zuhörern dankbar angenommen wurden und im Nu vergriffen waren.
Während bei den Alten Meistern nach jedem Stück gespannte Ruhe und Aufmerksamkeit unter den Zuhörern herrschte, begannen diese nach den modernen Motetten zu applaudieren und nach den romantischen Werken, die in gewohnter Programmdramaturgie am Schluss der Darbietungen standen, weitete sich der Applaus zu begeisterten Ovationen aus.

Nach dem Auftritt im Pantheon hatten die Jungen in den altersgemischten Gruppen Freizeit in Rom. Die Gruppenältesten bekamen das Geld für einen Mittagsimbiss in der Gruppe ausgezahlt und ab ging es.

15.00 Uhr war Treff an der Ponte di Angeli, der Tiberbrücke an der Engelsburg. Leider waren alle Bushalteplätze in der Nähe besetzt, so dass die Jungen nur schnell einsteigen konnten. So mussten die Liturgischen Gewänder im Bus ausgegeben werden, was trotz der Enge mit großer Disziplin gut gelang. So hatte jeder Sänger seine Kleidung und seine Mappe unterm Arm, als wir in der Via della Conciliazione unmittelbar vor dem Petersplatz erneut nur kurz zum Aussteigen halten konnten.

Dann ging es durch die heiße Sommerluft an den Menschenschlangen vorbei zum Sicherheitscheck, hinein ins Gotteshaus, in dem Schwester Petra in der ihr eigenen direkten Art einige wichtige Sehenswürdigkeiten und deren kirchengeschichtliche und theologische Bedeutung, am meisten jedoch ihre persönliche glaubenspraktische Relevanz erläuterte.
Schwester Petra war es auch, die den Chor an allen Absperrungen und Wächtern vorbei direkt zum Papstaltar und Petrusgrab führte und hier wiederum Details des Figurenschmucks bekenntnishaft erläuterte.

17.00 Uhr wurde am großen Altar hinter dem Papstaltar eine Heilige Messe gefeiert, die die Dresdner Kapellknaben musikalisch gestalten durften. Es war erstaunlich, wie viele bedeutsame Menschen wichtige Funktionen wahrnehmen lange bevor die Priester zur Messfeier einziehen.
Domkapellmeister Liebich verhandelte ausdauernd und mit großer Souveränität, dass doch am Festtag des Benedikt ein Gloria zu singen sei, dass das Kyrie nicht einmal eine Minute dauern würde und "Tu es Petrus" am Schluss doch wirklich gut klingen würde... usw. usf.
Die Männer von der Schola des Petersdoms, die auch mit kräftiger Stimme die Gemeindeantworten der lateinisch gefeierten Messe gaben - der Gottesdienstbereich war gut gefüllt, offensichtlich international besetzt, aber wer ist heute noch sicher in den Antworten der lateinischen Messe? - hörten mit wachsendem Interesse und Sachkenntnis dem Chor zu, ließen auch den einen oder anderen fachmännischen Blick über die Schultern unserer Chorsänger in deren Noten fallen.

Einer der Konzelebranten der Messe war zu unserer Überraschung Don Antonio, der uns das Pantheon erschlossen hat und uns versprach, am nächsten Tag in den Katakomben mit uns die Eucharistie, den Dankgottesdienst für die zu Ende gehende Konzert-Wallfahrt zu feiern.

Nach dem Gottesdienst durften sich die Kapellknaben noch vor dem Hauptaltar aufstellen und fotografieren lassen, ein "Deo dicamus gratia" wurde jedoch von den Sicherheitsleuten konsequent unterbunden, was im Nachhinein erklärbar und verständlich war, in der konkreten Situation aber eher befremdlich wirkte.

In der Via della Conciliazione wartete dann der Bus, der alle wieder nach Manoppello zurückbrachte. Es erwies sich als eine glückliche, geradezu geniale Entscheidung, sich nicht im "Autogrill" mit Pizza und Cola aufzuhalten, sondern direkt zum Quartier zu fahren. Dort hatte Herr P. - durch einen mittäglichen Anruf vorgewarnt - statt einmal Freizeit und Ruhe zu genießen unter den Pinien des Schulhofes ein leckeres Essen mit Salat, überbackenem Toast und diversem Knabberzeug für den Abschiedsabend vorbereitet.

Hier konnten die, die schon erschöpft und müde waren, schnell zu ihren Schlafmatratzen gehen, während andere sich noch miteinander unterhielten, den warmen Sommerabend, eine Limo oder die Großen ein Bier genossen und so die schöne Zeit der gemeinsamen Chor-, Konzert- und Wallfahrt ausklingen zu lassen.

Ein Kapellknabe berichtet:

Bereits 6:15 Uhr ging es am Mittwoch aus den Schlafsäcken. Rom stand an, 200 km Busfahrt. Das Frühstück wirkte noch sehr verschlafen, nach knapp zwei Stunden dösen im Bus wirkten viele aber schon viel munterer. Und das war auch nötig, denn die Anspannung stieg am Ausstieg nahe der Engelsbrücke schlagartig an: Herr Zimmer, Herr Liebich und alle anderen Erwachsenen waren sichtlich aufgeregt und hochkonzentriert, was auch uns Sänger ansteckte. Denn ein Konzert im Pantheon stand an. Dem weltberühmten Pantheon, mit tausenden Zuhörern, denn unser Gesang würde durch das Loch in der Decke auch auf der ganzen Piazza um das Pantheon zu hören sein.

Gefasst bahnten wir uns unseren Weg durch die Menschen bis zum Pantheon, wo uns Don Antonio willkommen hieß und wir ohne uns weiter aufzuhalten unser Kurzkonzert sangen. Ohne Pausen versteht sich und mit einigen Einsparungen von Stücken, die in der geräuschvollen Kulisse ihre Wirkung eingebüßt hätten. Dennoch war es ein Genuss, dort zu singen, denn das Pantheon hat eine bemerkenswerte Akustik. Und die Touristen waren begeistert, andauernd stand jemand im Gang, um zu fotografieren, Applaus gab es zu Genüge. Nach getaner Arbeit hatten wir uns Freizeit verdient. Herr Hirschmann stattete uns Gruppenleiter mit Geld aus, mit dem wir mit unserer Gruppe essen gehen sollten. Ich ging mit meiner Gruppe zu einer kleineren Pizzabude, um möglichst viel Geld für ein großes Eis übrig zu haben. Wir besuchten noch kurz den Trevibrunnen und machten uns auf die Suche nach „dem Eisladen“. Dem mit den 200 Sorten. Allerdings war meine Erinnerung an Rom doch etwas verblasst und auch die Wegbeschreibung meiner Kameraden war nicht unbedingt zuverlässig. Unsere Rettung war Artem, der von einer Verkäuferin auf Russisch die Wegbeschreibung zum „Della Palma“ bekam, wo wir uns drei Kugeln Eis genehmigten.

Abgemachter Treff war dann 15:00 Uhr an der Engelsbrücke, wo wir in den Bus stiegen und zur Via della Conciliazione fuhren und anschließend den komplizierten Einlass zum Petersdom mit Sicherheitscheck, Gepäcküberprüfung und Gedränge bewältigten. Hier war alles extrem streng geregelt: Schwester Petra, die uns in aller Kürze noch eine kleine Anekdote zum Berninialtar erzählen wollte, wurde genau auf die Finger geschaut. Für vieles hatten wir keine Zeit, wir erfuhren kaum etwas über die Kirche, da es von den Verantwortlichen nicht erwünscht war. Das war vor allem für die schade, die noch nie im Petersdom waren. Die Messe ging ebenso ungewohnt vonstatten: vier Männer im Anzug standen ständig neben uns und trieben die Gemeinde mit ihren gesungenen Antworten in der Messe (die größtenteils auf Latein gehalten wurde) antrieben und so den Fortgang der Messe gewährleisteten. Angesichts der vielen Touristen, die dort an der Messe teilnehmen ist das schon verständlich, trotzdem aber etwas befremdlich. Nach der Messe dankte uns der Priester freundlich und gestattete uns, noch ein Foto vor der großen Cathedra Petri zu machen. Unser Deo dicamus gratias wurde allerdings unterbrochen, die Verantwortlichen waren damit offenbar nicht einverstanden. Sehr frustrierend, wenn man bedenkt, welchen Stress wir auf uns genommen haben, um hier singen zu dürfen und es uns dann verboten wird.

Geschafft und müde, aber voll mit neuen Eindrücken setzten wir uns ein letztes Mal in den Bus Richtung Manoppello, wo uns ein spätes, aber dennoch köstliches Abendbrot von Herrn P. erwartete und den Tag abrundete.

Ein anderer Kapellknaben beschreibt seine Eindrücke so:
Rom/ Petersdom
Es war einfach ein großartiges Gefühl, als wir dieses einmalige Bauwerk betraten. Wir sahen wie jede einzelne Verzierung genau in das Bild dieses fantastischen Doms passte. Als wir dann dort sangen merkten wir, dass es
uns nicht gelang, die Größe des Petersdoms mit unserem Gesang zu füllen. Trotzdem war es ein sehr schöner Gottesdienst bzw. eine sehr schöne Besichtigung, der/die allen viel Freude bereitet hat.

Rom/ Pantheon
Groß, rund und schön verziert...
Das wird jeder gedacht haben als wir das Pantheon betraten. Es waren viele Leute bei dem späteren Konzert. Sie hielten einfach an bei ihrem Rundgang durch dieses Gebäude, um uns zuzuhören. Das war schon toll und auch ein Zeichen, dass Musik berühret und das es großartig ist, was wir für uns und andere tun. Jetzt noch kurz etwas zum Pantheon. Es ist ein großartiges Bauwerk, aber ein wenig mit Touristen überfüllt. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht, sich das Pantheon anzuschauen.

Donnerstag, 12.07.2012

Der Tag der Heimreise begann schon vor dem Frühstück mit dem Packen von Lunchpaketen, bei dem die italienische Küchenhilfe und Frau Lange Croissants, Trinkpäckchen und Pfirsiche im Akkord eintüteten. Das eine Paket war für die Zeit bis zum Abflug gedacht und sollte von jedem durch ein individuell belegtes Brötchen ergänzt werden, das andere den größten Hunger und Durst nach der Landung in Berlin abdecken und bis dahin im Koffer verstaut sein.

Dann hieß es, alle Sachen zusammenzusuchen und irgendwie in den richtigen Koffer zu stopfen. Einzelne Knaben schafften es, auch aus dem größten Chaos wieder einen mustergültigen Koffer zu packen, die Mehrzahl war froh, alles irgendwie unter zu bekommen, mancher brauchte gewichtige Hilfe, den Koffer dann auch noch zu schließen.

Zwanzig nach Zehn war übersichtliche Ordnung, die letzten T-Shirts und Shampoo Flaschen an den Mann gebracht und der Bus setzte sich Richtung Rom in Bewegung. Herr P. und Gregor im VW-Bus bildeten die Nachhut, hatten aber auch nur noch ein überschaubares Arbeitsfeld bis zu ihrer Abfahrt. Frau Lange und Herr Zimmer winkten zum Abschied und auch Schwester Petra war zum Adieu gekommen. Sie würde die Mappe mit den Anliegen der Konzertwallfahrt mit zum Santuario di Volto Santo nehmen und dort verwahren. Die Kapellknaben wissen so ihre und die ihnen anvertrauten Anliegen an gutem Ort und in guten Händen. Und mit Schwester Petra haben sie eine fleißige Beterin am Heiligen Ort für sich eingenommen.

Die Busfahrt nach Rom war inzwischen schon fast Routine, allerdings wurde der Verkehr dicht und verschiedene Baustellen und Straßensperrungen im Bereich der Via Appia Antica, die weiträumig umfahren werden mussten, verhinderten das pünktliche Ankommen in den Domitilla-Katakomben.

Dort wartete bereits Don Antonio, der Hüter des Pantheons und langjährige Leiter des Deutschen Pilgerzentrums, der mit den Jungen eine Eucharistie, eine Danksagung feierte. Sehr eindrucksvoll und anregend spannte er in seiner kurzen, aber einprägsamen Predigt den Bogen von den Katakomben, dem Ort der Märtyrer und Heiligen, über den Gesang der Kapellknaben bis hin zum tieferen Sinn und den Anliegen der Konzertwallfahrt. Die Jungen, die im Kreis um den Altar standen, brachten in frei formulierten Fürbitten ihre Anliegen vor Gott und so wurde dieser Gottesdienst noch einmal ein sehr dichter Moment der Gemeinschaft untereinander und mit den Daheimgebliebenen in dem, zu dessen Lob und Ehre zu singen Auftrag der Dresdner Kapellknaben ist.

Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit war der Rundgang durch die Katakomben im Anschluss an den Gottesdienst recht kurz und zügig, es reichte für eine groben Eindruck, der Wunsch nach tiefgreifenderen Erörterungen hielt sich bei den meisten Jungen sowieso in Grenzen.

Anschließend fuhr uns Francesco, unser italienischer Busfahrer, der alle Tage der Tour ein sicherer und gewandter Chauffeur war, zum Flughafen. Unter großem Hallo und Beifall bekam er ein Tour-Shirt der Kapellknaben mit den Unterschriften aller Fahrtteilnehmer überreicht, dass er gleich am Flughafen anzog.

Der  Abflug der Air-Berlin-Maschine erfolgte verspätet, der Busfahrer von Taeter-Tours musste in Berlin Tegel auf uns warten, zumal ein Gepäckstück beschädigt war und eine Schadensanzeige aufgenommen werden musste. So war es deutlich nach Mitternacht, als der Bus in Striesen auf der Wittenberger Straße einrollte. Mit großem Beifall war zuvor der Dolmetscherin, „unserer“ Elisa, gedankt und natürlich das obligate „Hoch auf unsern Busfahrer“ gesungen worden.

Vor dem KKI warteten bereits viele Eltern, die sich freuten, ihre Jungen wieder zu haben. Und während der eine halbverschlafen und müde nur noch ins Bett wollte, drehten die anderen auf und mussten unbedingt gleich und so viel wie möglich erzählen.

Die Fahrt ist damit zu Ende.
Sie ist hier nur kurz beschrieben.
Sie wird den Jungen und allen Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben. Und die meisten Geschichten und Storys von dieser Reise werden von Mund zu Mund weitergegeben werden.

Wenn sich im Herbst dieses Jahres die erste Rom-Reise der Dresdner Kapellknaben zum dreißigsten Mal jährt, werden sich die Teilnehmer von damals erinnern und ihre Erlebnisse wieder aufleben lassen.
Und genau so werden auch die Tage von Manoppello weiterleben.
Deo dicamus gratias
JDS

buttonbuttonbuttonbuttonbutton